„Ich habe Angst.
Angst davor, dass mich jemand nicht mag.
Ich fühle mich nicht sicher in Gruppen und du sagst, dass ich keine Angst haben soll – dass ich doch stark bin.
Aber warum darfst du Angst haben und ich nicht?
Ich hab gehört, wie du das Treffen abgesagt hast und danach zu Papa meintest, dass du das gemacht hast, weil du nur eine Person kennst und die anderen nicht.
Du hast dieselbe Angst wie ich, stimmt’s?“
Vielleicht kennst du das:
Du erlebst dein Kind und du siehst dich selbst.
Du weißt, wie es sich fühlt und vielleicht ist genau das unangenehm für dich, weil du dir selbst nicht zu helfen weißt.
Lass uns über Epigenetik sprechen.
Was ist das?
Epigenetik ist die Wissenschaft davon, wie Gene an- oder ausgeschaltet werden, ohne die DNA selbst zu verändern. Es ist ein Bereich der Biologie.
Was hat all das nun mit Emotionen zu tun?
Epigenetische Veränderungen können an die nächste Generation weitergegeben werden.
Stell dir die DNA wie ein Karte für einen Weg vor, den jemand mit dem Auto fahren möchte. Bei starkem emotionalen Stress, welcher nicht verarbeitet wird, schreibt jemand Notizen an den Rand. Zum Beispiel steht da: „Hier vorsichtig fahren oder diese Straße lieber nicht befahren.“
Diese Notizen verändern nicht die Karte. Sie verändern jedoch, wie sie gelesen wird. Wird die Karte weitergegeben, werden die Notizen übernommen.
Und genau damit sind wir bei Situationen, in denen du dich selbst in deinem Kind siehst.
Vielleicht hast du in deiner eigenen Kindheit oder Jugend etwas erlebt, was du nie verarbeitet hast. Möglicherweise fordert es dich bis in dein Erwachsenenleben heraus. Vielleicht hast du es aber auch verdrängt und plötzlich ploppt es wieder auf, weil dein Kind diese Herausforderung hat.
Ich sage immer und immer wieder in meiner Zusammenarbeit mit den Familien, dass wir den Weg mit den Kindern gemeinsam gehen dürfen. Wir alle haben in der Regel emotionale Blockaden, weil der gesunde Umgang mit Emotionen erst heute immer mehr als wichtig angesehen wird. Deshalb ist es so wertvoll, so früh wie möglich, sich seinen Themen zu widmen und etwas für sich selbst zum Positiven zu verändern. Damit kommen wir zum springenden Punkt: Nicht nur für sich selbst, sondern auch für die nächste Generation.
Das bedeutet nicht, dass du all deine Themen gelöst haben musst, bevor du ein Kind in die Welt setzt. Das ist utopisch und sollte auch nicht das Ziel sein, denn wir können immer wieder beispielsweise Schicksalsschläge erleben, die unerwartet erscheinen und uns emotional herausfordern.
Genau das meine ich mit:
Wir dürfen als Erwachsene den Weg mit den Kindern gemeinsam gehen. Wir müssen nicht perfekt sein für die Kinder. Perfekt ist niemand. Wir dürfen gemeinsam lernen, gemeinsam wachsen.
Deshalb arbeite ich mit den Familien ganzheitlich – mit dem Blick auf jeden und jede im System, um alle zu gießen und aufblühen zu sehen.
Von Herzen,
Jessica Hoffmann