Wenn ich so was, wie >Scheiße< sage, dann bekomme ich Ärger, aber ich höre es immer wieder Menschen sagen. Warum darf ich es nicht, wenn du es auch sagst?
Du sagst es, wenn du morgens spät dran bist und manchmal auch noch, wenn die Milch leer ist.
Du sagst es, wenn du etwas ausfüllst und dich verschrieben hast.
Du sagst es, wenn etwas nicht so funktioniert, wie du das willst.
Du sagst es, wenn dir jemand etwas nicht so Schönes erzählt.
Du sagst es ziemlich oft.
Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal Papa werden, dann darf ich auch sagen, was ich möchte und bekomme keinen Ärger mehr.
Vielleicht musstest du bei den Gedanken des Kindes schmunzeln. Vielleicht kennst du solche Situationen und fühlst dich etwas ertappt. Das ist vollkommen fein.
Wir sind alle Menschen und keine Roboter, doch letztendlich sind wir als Erwachsene auch alle Vorbilder für die Kinder dieser Welt.
Kinder lernen unter anderem durch Beobachtung. Vielleicht hast du es selbst schonmal erlebt, dass ein Kind dein Handeln genau unter die Lupe genommen und es nachgeahmt hat. Vor allem unsere Bezugspersonen sind selbstverständlich Vorbilder und Menschen, die uns prägen. Wir lernen durch das Nachahmen sehr schnell und mit Leichtigkeit. Dabei können wir nicht nur Gewohnheiten übernehmen, sondern auch Glaubenssätze sowie Werte. Unter Glaubenssätzen werden Annahmen verstanden, die wir beispielsweise über verschiedene Themen, über uns selbst oder auch über die Welt haben – ob positive Annahmen oder negative.
Das heißt, dass vor allem bei Themen, die wir unseren Kindern nicht erlauben oder sie dabei immer wieder ermahnen, mit einem Beispiel vorangehen dürfen. Beliebte Themen sind hier die Mediennutzung beziehungsweise Technik heutzutage. Ebenso kommen auch oftmals Diskussionen in Bezug auf Süßigkeiten oder ähnliches auf sowie oben beschrieben bei sogenannten Schimpfwörtern.
Ich möchte dich hiermit zur Selbstreflexion einladen – dich dazu einladen, Klarheit darüber zu schaffen, was dir wichtig ist und was du deinem Kind oder den Kindern vermitteln möchtest. Genauso möchte ich dich dazu einladen, auch nicht immer zu streng mit dir zu sein und dir sagen, dass es in Ordnung ist, sich auch mal einzugestehen, dass etwas gerade nicht so gelaufen ist, wie du es dir vielleicht vorgestellt hast und mit (d)einem Kind hierbei in den Dialog zu gehen. Kinder lernen ebenso dadurch.
Bewusst habe ich das Wort >Papa< gewählt, da auf dem Bild ein Mann zu sehen ist und es für den Lesefluss angenehmer ist. Du kannst es selbstverständlich auch ersetzen.
Von Herzen,
Jessica Hoffmann